Aussagen über die Bahá´i-Religion


Bundesverfassungsgericht, aus einem Beschluß vom 05.02.1991 (2 BvR 263/86)
...(Der) Charakter des Bahá´í-Glaubens als Religion und der Bahá´í-Gemeinschaft als Religionsgemeinschaft (ist) nach aktueller Lebenswirklichkeit, Kulturtradition und allgemeinem wie auch religionswissenschaftlichem Verständnis offenkundig.


Prof. Dr. Carl Friedrich v. Weizsäcker, 1983
Die religiöse Gemeinschaft der Bahá´í verdient unsere besondere Hochachtung. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Persien gegründet, ist sie heute dort die größte religiöse Minderheit. In der übrigen Welt hat sie heute mehrere Millionen Anhänger. Sie lehrt nicht nur, wie manche Religionen, den Frieden zwischen den Menschen und fordert die Überwindung des Kampfes zwischen den Mächtigen, sondern sie lehrt und praktiziert auch den Frieden zwischen den Religionen.

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Freitag, 20.August 2004
Freitag, 20.August 2004

„Wir haben eine priesterlose Religion“

Die Baha`i wollen niemanden missionieren und predigt völlige Gleichberechtigung

In der EN-Serie „Stark im Glauben“
folgt heute eine Beitrag über
die Gemeinschaft der Baha`i.


Der neunzackige Stern ist das Emblem der Baha´i oder der „Religion der Einheit“, wobei die Zahl 9 als höchste einziffriger Wert das Umfassende symbolisiert. Rund sechs Millionen Baha´i leben an 119 000 Orten der Welt. In Deutschland sind es rund 6 000 und in der Hugenottenstadt zwölf. 
  Der erste Baha´i-Gläubige kam 1958 durch Zuzug nach Erlangen. Studenten aus Persien, Jordanien, Afrika, USA, Kanada etc. ließen die Mitgliedzahl wachsen, aber auch wieder abnehmen. „Wir sind deshalb nur so wenig, weil wir Missionieren nicht kennen“, sagt Sofie Cammerer, zurzeit Vorsitzende im Geistigen Rat, wobei jedes Jahr eine Neuwahl stattfindet, die weltweit auf den gleichen Tag, nämlich den 20. April, fällt. „Wir zwingen unseren Glauben nicht einmal unseren eigenen Kinder auf. Mit 15 Jahren können sie sich frei entscheiden, ob sie die dazugehören wollen, mit 21 Jahren wird dann die Zugehörigkeit bestätigt.“
  Ab 1960 war die kleine Gemeinde in der Lage, einen Geistigen Rat zu bilden, den neun Gläubige durch geheime schriftliche Wahl angehören. Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat (außer im August) finden Treffen im Freizeitzentrum Frankenhof, Raum 17, statt, außerdem ist ein interreligiöser Gebetabend jeden Montag im Wohnstift Rathsberg. Dort werden Baha`i-Texte gelesen, aber auch Bibeltexte aus dem Alten und dem Neuen Testament.
  Es ist ein Glaubengrundsatz, dass es nur eine Religion gibt, deren Schöpfer Gott ist. Die Religionen entstanden zu verschiedenen Zeiten, wie auch ihre Offenbarer zu verschiedenen Zeiten gelebt haben. Ihre Namen  reihen sich aneinander wie die Perlen einer Perlenkette: Adam, Noah, Moses, Buddha, Krischna, Konfuzius, Zoroaster, Christus, Mohammed, Bab und Baha`u`llah, der Stifter dieses Glaubens.   
  Bab schuf 1844 die Zeitrechnung, die heute noch in der „Religion der Einheit“ gültig ist. So schriebt man gegenwärtig das Jahr 161. Eine besondere Bedeutung haben die Tage vom 20. April bis zum 2. Mai: In diese Zeit fällt das größte Fest im Jahresablauf, das auf ein Ereignis im Jahre 1863 zurückgeht.
  Damals verkündete Baha`u`llah, der aus Teheran stammte, an seinem Verbannungsort Bagdad öffentlich, der in allen Religionen verheißene endzeitliche Gottesoffenbarer zu sein. Nach 40 Jahren Gefangenschaft und Verbannung starb er in Akka im Heiligen Land im Jahr 1892.
  Die Zeitrechnung von Bab ist noch heute gültig: ein Monat hat 19 Tage, 19 Monate ein Jahr, die fehlenden vier Tage (im Schaltjahr sind es fünf) werden in Februar angehängt. Neujahr ist 21. März.
  "Wir haben eine priesterlose Religion“ . Bei uns bedarf es keiner Predigt und keiner Auslegung. Lesen können wir alle selber. Früher allerdings war das den Priestern vorbehalten“, meint Shahab Rahemi-Pour, im Iran geboren und als Hautarzt in Erlangen tätig.
  Als wichtigste Baha`i-Prinzipien gelten: Die Einheit von Religion und Wissenschaft, die völlige Gleichberechtigung beider Geschlechter, die Einheit Gottes, der Menschheit und der Religionen.


 M. VOLLERTSEN-DIEWERGE




Donnerstag, 1. Juni 2006
Donnerstag, 1. Juni 2006

Verfolgung durch den iranischen "Gottesstaat"

Die Anhänger des Bahä"i-Glaubens geraten unter Ahmadinedschad wieder stärker ins Visier des Regimes
Von Susanne Helmer

Weltweit gibt es etwa sieben Millionen Anhänger des Bahä'i-Glaubens, verstreut in 218 verschiedene Länder - eine friedliche Minderheit. Eine Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen schlägt jedoch Alarm: In ihrem Entstehungsland Iran wird die Glaubensgemeinschaft seit der Machtübernahme des Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad im vergangenen Jahr wieder verstärkt bedroht.


NÜRNBERG - Reza P. (Name geändert) ist besorgt. Das Mitglied der Nürnberger Bahä'i-Gemeinde blickt mit wachsender Unruhe auf das Schicksal seiner Glaubensbrüder und -schwestem im Iran. Denn dort, so wird ihm berichtet, hat sich das gesellschaftliche Klima seit der Wahl des neuen Präsidenten Ahmadinedschad noch einmal deutlich verschärft - nicht nur für die religiöse Minderheit der Bahä i.
Seit der iranischen Revolution 1979 war Reza P., einer von etwa 50 Bahä'i In Nümberg, nicht mehr in seinem Heimatland. "Ich habe Hinweise darauf, dass ich auf der schwarzen Liste' stehe", erzählt er. Eine Einreise wäre demnach zu gefährlich. Seine Angst geht so weit dass er seinen richtigen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte.
Wie sehr die Baha i den religiösen und politischen Führen ein Dorn im Auge sind, bestätigt eine Erklärung der Sonderberichterstatterin für Religions- und Glaubensfreiheit der Vereinten Nationen, Asma Jahangir. Sie gab bekannt, dass der oberste religiöse und politische Führer im Iran, Ayatollah Khamenei, in einem Geheimdossier eine Reihe von Regierungsstellen angewiesen habe, Personen, die dem Bahä'i-Glauben angehören, zu identifizieren und ihre Aktivitäten zu überwachen.
Der 40-jährige Babak Farrokhzad hat einige Theorien, warum die Glaubensgemeinschaft, die in ihrem Entstehungsland Iran etwa 300 000 Anhänger hat, den islamischen Führern im Weg ist: "Unser Offenbarungsanspruch macht uns für die Muslime zu Verrätern." Denn gegründet ist die Religion auf Baha u llah (1817 bis 1892), der den Anspruch erhob, ein Bote Gottes zu sein.

Vorgänge sensibel wahrnehmen
"Eine nachislamische Gottesoffenbarung ist für das muslimische Selbst- verständnis kaum akzeptabel". sagt Professor Johannes Lähnemann, Vor- sitzender der World Conference of Religions for Peace Nürnberg (WCRP). Der Runde Tisch der Religionen in Deutschland, ein Gremium, in dem sowohl Bahä'i als auch Muslime sitzen und dessen stellvertretender Vorsitzen- der Lähnemann ist, richtet an die Politik den Appell, die Vorgänge im Iran mit erhöhter Sensibilität wahrzunehmen.
Denn das iranische Regime fühlt sich von der größten religiösen Minderheit des Landes offensichtlich bedroht. "Wir sind eine moderne, aufgeklärte Religion", sagt Farrokhzad, Aoutor des Buches "Der Fluss der Wahrheit". Verichleierte Frauen gibt es bei den Baha'i nicht, sie setzen sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter und der Religionen ein. Als eines ihrer großen Ziele geben sie den Weltfrieden an. "Der Islam dagegen hat auf die Moderne keine andere Antwort als Fundamentalismus", sagt Farrokhzad.
Seit Gründung der Religionsgemeinschaft 1844 werden die Bahä'i verfolgt. " Mehr als 200 sind seit den 80er Jahre im Iran wegen ihres Glaubens hingerichtet worden", erzählt Mehrnas Enayati, Mitglied der Nürnberger Bahä'i-Gemeinde. Auch die 42-Jährige ist in Sorge. Sie berichtet, dass es Repressalien wie die Verweigerung des Zutritts zu Hochschulen schon seit langem gibt.

Hetze in Artikeln
Jüngst sind jedoch Dutzende hetzerische Artikel in der staatlich kontrollierten Tageszeitung Kayhan erschiener. Darin wird versucht die Bahä'i mit falschen Anschuldigungen, wie etwa dem Vonwurf, sie seien Spione Israels, zu diffamieren. Wahied Wahdat-Hagh kennt diese Artikel gut. Der 48-Jährige wertet für das Middle East Media Research Institute (Memri) in Berlin iranische Medien aus. Er ist selbst Bahä'i, ein "nüchterner", wie er sagt. "Es wird versucht, uns zu dämonisieren", erläutert er.
Von Freunden im Iran weiß Wahdat-Hagh, dass such die Juden klagen, sie seien noch nie so isoliert gewesen wie heute: "Anti-Baha i tum und Anti- Semitismus sind Staatsprogramn." Und auch die Christen könnten nicht so leben, wie sie möchten, fügte er hinzu. Doch die Baha'i hätte es besonders schlimm getroffen: "Im Gegensatz zu Juden und Christen vereigert man uns sogar die Bürgerrechte."